Wie steht ihr zur rechtlichen Wirkung von Stellvertretung im Alltag?

Mich beschäftigt zurzeit das Thema Stellvertretung und wie häufig es im Alltag wirklich Anwendung findet. Vor allem interessiert mich, was ihr davon haltet, dass eine Willenserklärung auch dann wirkt, wenn sie nicht explizit im Namen einer anderen Person abgegeben wird, aber die Umstände es nahelegen. Ist das eurer Meinung nach rechtlich ausreichend klar geregelt oder eher missverständlich?

 

Die rechtliche Wirkung der Stellvertretung ist ein zentrales Element unseres Zivilrechts, geregelt in § 164 BGB. Dort heißt es sinngemäß: Gibt jemand im Rahmen seiner Vertretungsmacht eine Willenserklärung im Namen eines anderen ab, so wirkt diese direkt für und gegen den Vertretenen. Dieses Prinzip ist aus meiner Sicht sinnvoll und notwendig – ohne Stellvertretung wäre unser Rechtsverkehr deutlich unpraktischer.
Gerade im Jahr 2025, wo viele Geschäfte digital abgewickelt werden, ist es essenziell, dass auch digital erteilte Vollmachten und Vertretungen rechtlich bindend sind. Es muss nicht immer „im Namen von XY“ gesagt werden – oft reichen die Umstände. Zum Beispiel, wenn ein Mitarbeiter regelmäßig Verträge im Auftrag der Firma unterschreibt.

Ich finde die Regelung besonders wichtig, weil sie Effizienz schafft, ohne den Rechtsschutz zu vernachlässigen. Auch das Offenkundigkeitsprinzip ist ein guter Kompromiss zwischen Transparenz und Flexibilität. So lange der Wille, für einen anderen zu handeln, erkennbar ist, schützt § 164 BGB sowohl den Vertretenen als auch den Geschäftspartner.

In der Praxis zeigt sich das etwa im Online-Handel, wenn Einkäufe über Kundenkonten von Familienmitgliedern oder Mitarbeitenden erfolgen. Auch beim Hauskauf über einen Makler oder bei einem Autokauf durch einen Bevollmächtigten greift die Regelung regelmäßig. Sogar bei Rechtsanwälten, die für Mandanten auftreten, basiert vieles auf dieser Vorschrift.

Ein kritischer Punkt ist sicher, ob der Vertreter tatsächlich über eine wirksame Vollmacht verfügte. Fehlt diese, greift § 177 BGB – das Geschäft wird schwebend unwirksam. Deswegen ist der Nachweis einer gültigen Vertretungsmacht (z. B. durch Vollmachtsurkunden oder digitale Signaturen) heute wichtiger denn je.

Auch interessant ist die Ausweitung des Prinzips auf die passive Stellvertretung, also den Empfang von Willenserklärungen durch einen Vertreter. Das wird oft unterschätzt, spielt aber z. B. bei Kündigungen oder Zustellungen eine große Rolle. Wer eine Erklärung rechtssicher überbringen will, muss also auch sicherstellen, dass der Empfänger korrekt vertreten wird.

Fazit: § 164 BGB schafft Rechtssicherheit und ist für unseren Rechtsverkehr unerlässlich – gerade im digitalen Zeitalter. Natürlich gibt es Grenzfälle, aber die Rechtsprechung hat viele dieser Fragen gut geklärt. Ich finde es gut, dass der Gesetzgeber das Prinzip so flexibel, aber dennoch strukturiert gefasst hat.