Auf zu neuen Ufern: Anno 1404 *Achtung High-Res-Pics"

Caveman · 1. Oktober 2008

Die PC Games Vorschau zum neuesten Teil der Anno Serie:

Möget ihr es mir gleich tun und neue Ländereien besiedeln. So wie damals, ...
An Deck der Donna Maria herrscht wieder helle Aufregung. "Segel setzen!", Leinen los!", "Auf zu neuen Ufern!", all diese Seemanns-Phrasen schwirren durch die Luft. Fern am Horizont, in den Nebelschwaden noch schwer auszumachen, liegt die Zukunft. Und diese spielt 297 Jahre in der Vergangenheit. Nach dem grandiosen, bildhübschen Anno 1701 entwickelt Related Designs den Nachfolger Anno 1404. Obwohl der vierte Teil der Serie nicht mehr in der frühen Neuzeit, sondern im Spätmittelalter angesiedelt ist, versprechen die Entwickler spielerisch einen epochalen Satz nach vorne. Und werden nicht müde, zwischendrin immer wieder mantra-artig "Anno bleibt Anno" einzustreuen.
Mittelalter also. Die Zeit, in der Buchdruck als neumodischer "Schrift 2.0"-Kram betrachtet und Abwässer freimütig auf der Straße entsorgt wurden? Richtig, aber auch die Zeit, in der sich gigantische Städte in den Feudalstaaten Europas bildeten, ein blühender Handel mit dem Orient herrschte und wenige Erfindungen (Buchdruck, Schwarzpulver, Kompass) gigantische Auswirkungen hatten.
Forschung, Städtebau, Handel - das schreit nach einer Anno-Umsetzung. Wir sahen die weltweit erste Vorführung ebendieser neuen Anno- Welt und erlebten eine große Überraschung: Wer hätte gedacht, dass es nach Crysis noch einmal einem Spiel gelingen würde, allein mit seiner Optik für ungläubiges Staunen zu sorgen. Anno 1404 sieht schlichtweg unfassbar gut aus, egal ob es das obligatorische Schiff durchs Wasser schippern lässt, ein bebautes Kohlefeld darstellt oder eine riesige, verwinkelte Stadt mit einem gigantischen Monument im Zentrum zeigt. Und ehe Sie, vom Signalwort Crysis zwei Sätze vorher angestochen, eine Grafikdemo mit wenig Gameplay-Innovationen vermuten: Das alles sieht nicht nur fantastisch aus, es wirkt auch spielerisch sinnvoll und schlüssig integriert.
Nur wer sich ändert, bleibt sich treu

Aber schön der Reihe nach. Anno 1404 setzt Ihnen wie die Vorgänger Inseln vor die Entdeckernase und lädt Sie ein, diese per Schiff zu besiedeln. Ein Kontor, ein paar Fischer und ein Dorfzentrum reichen anfangs aus, um die wichtigsten Bedürfnisse Ihrer Einwohner zu befriedigen. Diese sind nun auch geteilt in Sub-Bedürfnisse. Anspruchsvolle Bürger wollen nicht einfach pauschal "Irgendwas Essbares" haben, sondern unterscheiden zwischen Fisch, Fleisch und Brot. Wir vermuten, dass eine ähnliche Gliederung auch bei anderen Grund-Bedürfnissen wie Kleidung erfolgt, möglicherweise auch bei Luxus-Gütern - Kaffee oder Tee beispielweise (eine für PC-Games-Redakteure einfache Wahl).

Im Gegenzug entrichten Ihre Pioniere gnädig Steuern, womit Sie schmuckere Gebäude zimmern, deren Güter Sie Ihrer Bevölkerung zukommen lassen, woraufhin diese wiederum bereit ist, das Steuersäckel weiter zu öffnen. Sind genügend Bedürfnisse der nimmersatten Einwohner erfüllt, steigen diese in der Zivilisationsstufe weiter auf. So werden aus ärmlich gekleideten Pionieren beleibte Kaufleute, aus einfachen Bauern schnöselige Aristokraten. Sie betreiben indes Handel mit anderen Städten, besiedeln neue Inseln und erforschen bessere Technologien.
Und dabei bleibt es. Zwar heißen die Bevölkerungsstufen historisch bedingt nicht mehr alle genau wie bisher, doch am grundsätzlichen Ablauf einer Anno-Partie ändert sich wenig. Warum auch, schließlich ergab eine die Wortspielkasse klingeln lassende Annolyse der Entwickler, dass die Spieler mit Anno 1701 größtenteils sehr zufrieden waren. Häufigst genanntes der wenigen Haare in der Suppe: dass das Spiel langfristig für sehr gute Spieler zu wenig Herausforderungen bot. Bündnisse mit fremden Kulturen, Handelsrouten, Waren aus beiden Vegetationszonen, eine stattliche Armee zum Schutz des mühsam Errichteten, schließlich die Unabhängigkeit, bei der Ihre Majestät persönlich zu Besuch war - und Schluss. Selbst vermeintlich herausfordernde Ziele wie der Piratenpakt oder ein Schloss, das Ludwig II. wie einen Anfänger erscheinen ließe, boten im späteren Spielablauf nicht mehr genügend Abwechslung, monierten wir damals im PC-Games-Test (Wertung: 86%).

Auf in die Stadt

Und damit ist Schluss. Ihr mittelfristiges Ziel als Städtebauer ist das Erreichen des Metropolstatus, historisch grob vergleichbar mit Reichsstädten (Gemeinden, die direkt dem Kaiser unterstanden) und Freien Städten (autonome Bischofsstädte). Dafür müssen Sie verschiedene wirtschaftliche und technische Voraussetzungen erfüllen und das eingangs genannte Monument zimmern lassen. Die Quests, die Ihnen etwa Händler auf den Weg geben, und Ihr wirtschaftliches Können verhelfen Ihnen zu Ruhmpunkten, einem neuen "Rohstoff" in Anno 1404, der für das Vorankommen entscheidend ist.

Wie viele Einwohner genau für den Metropolstatus erforderlich sind, ließ sich Related Designs auch mit den feinsten Aristokraten- Leckerlis aus Anno 1701 nicht entlocken. Allerdings sprechen sie von viermal größeren Städten als bisher. 25.000 Einwohner auf der höchsten Schwierigkeitsstufe brachten in Anno 1701 eine Platin-Auszeichnung - und 100.000 Bürger wären ein prima Schwellenwert. Unabhängig von der konkreten Einwohnerzahl: Die Mittelalterstädte definieren das Wort imposant in Aufbaustrategiespielen neu. Und das, obwohl noch nicht alle Häusermodelle eingebaut sind und die gezeigte Stadt angeblich verhältnismäßig klein war.
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Caveman · 1. Oktober 2008

Aufbau Nahost: Im Mittelalter führten die europäischen Staaten regen Handel mit dem Reich der Tausendundeinen Nacht, um die heimischen Bestände an Gewürzen, Stoffen und Teppichen aufzufüllen. Ein Umstand, dem auch Anno 1404 Rechnung trägt. Zwar gab es auch vorher schon die fremden Völker und ihre Kolonialwaren, etwa die Chinesen mit ihrer Jade. Doch die Interaktion beschränkte sich aufs Handeln, die fremden Städte waren rudimentär. Auch das ansonsten überragende Add-on Das Auge des Drachen enttäuschte hier, lediglich einige Spezialgebäude der Asiaten konnte der Spieler von Zeit zu Zeit errichten.
Darum in die Ferne schweifen

Die neuen blühenden Landschaften im Nahen Osten allerdings sind genauso komplex wie die heimischen Siedlungen, genauso prächtig - und technologisch dem Abendland teilweise voraus. So vermag man im Orient unfruchtbare Wüsten urbar zu machen, um dann darauf prächtige Mandelhaine zu errichten, aus denen im Zusammenspiel mit den Zuckerplantagen schließlich Marzipan entsteht. Klar, dass Sie als Spieler auch von Morgenländlern profitieren wollen - und genau das ist die zentrale Botschaft in Anno 1404. Sie meistern das Spiel, indem Sie mit dem Orient handeln und schließlich - wieder sind einige Voraussetzungen zu erfüllen - selbst orientalische Städte benutzen. Diese verzieren Sie dann ebenfalls mit gigantischen Monumentalbauten.

Dann stehen Ihnen all die leckeren Köstlichkeiten und Orient-Gadgets ohne teuren Import zur Verfügung. Doch hat nicht die jüngste Erfahrung gezeigt, dass es kommerziell riskant ist, ein Spiel mit asiatischem Flair herauszubringen? Ging deswegen nicht Battle Realms neben Empire Earth unter, lief deswegen nicht das zweite Age of Empires 3-Add-on Asian Dynasties so schlecht? "Wir spielen ja nicht im Fernen Osten, unser Setting ist das von Tausendundeiner Nacht", erklärt Geschäftsführer Thomas Pottkämper und fügt hinzu: "Die Architektur, der Look, das kennen wir alle aus dem letzten Tunesien-Urlaub oder aus Südspanien."
Viel Nebel am Horizont

Offene Fragen gibt es viele. Was wird aus dem Mehrspielermodus? Nach dem Debakel von Anno 1503 wurde der Multiplayer- Modus in Anno 1701 von Anfang an besser in die Entwicklung implementiert - mit sehr gutem Resultat. Doch Anno 1404 soll den Community-Gedanken besser verwirklichen. Spieler sollen ihre Städte besser anderen Annoholikern vorzeigen können. Sind damit begehbare Städte gemeint? Eine ihre Daten aus Speicherständen speisende 3D-Lobby, ähnlich wie bei Die Siedler: Aufbruch der Kulturen? Eine interaktive Galerie wie die Sporepedia?

Nachdem Ubisoft den bisherigen Publisher Sunflowers im letzten Jahr gekauft hatte, fragten viele Spieler besorgt, ob dies Auswirkungen auf Anno haben würde, ob die beliebte Serie ein ähnliches Schicksal erfahren würde wie Die Siedler, das zugunsten einer vermeintlichen Internationalisierung vereinfacht und verwässert wurde. Hat es nicht, sagen die Relateds und Ubisofts. Natürlich tun sie das, nur haben sie wohl Recht: Rein gar nichts deutet bisher darauf hin, dass Anno 1404 einfacher, anspruchsärmer würde als der Vorgänger. Dazu sei die Zielgruppe der Marke auch viel zu breit.

Das Entscheidende an Anno sei eben, führt der Marken-Manager Roland Kaulbach aus, dass man von simplem Eine-Insel-Besiedeln bis zur komplexen Weltherrschaft alles könne, ohne dass es das Spiel störe. Einen klaren Vorteil sehen die Entwickler in der Kooperation mit dem französischen Branchenriesen: Ein großer Publisher wie Ubisoft hat international ganz andere Möglichkeiten, ein Spiel zu positionieren. Während der Anno 1701-Publisher Aspire bestenfalls Testversionen eingetütet hatte und auf geschätzte drei Zentimeter Regalfläche im Spieleladen kam, kann die Marktstellung von Ubisoft hier einiges bewirken.
Neue Maßstäbe

Das Große größer, das Kleine kleiner, erklärt Christopher Schmitz den Design-Grundsatz bei den Städten (und dieser Spruch hängt auch über den Herrentoiletten). So wird der monumentale Aspekt deutlicher, wenn Berge oder eben der Kaiserdom noch einmal größer sind. An anderer Stelle werden die Größenverhältnisse realistischer: Zoomen Sie nah an Ihre Bauten heran, harmonieren die Proportionen zwischen diesen und den Arbeitern deutlich besser als bisher. Aus größerer Entfernung dagegen skaliert die Engine die Figuren zur besseren Erkennbarkeit doch wieder größer, so dass Ihnen das rege Treiben auf dem Monitor nicht entgeht. Insgesamt sei auch die Zahl der Personen noch einmal signifikant gestiegen, erklärt Produzent Christopher Schmitz: Allein am Bau eines Monumentes arbeiten im Spiel mehr Menschen als vorher in der ganzen Stadt unterwegs waren.
Über viele Spielelemente schweigen die Entwickler noch. Computermitspieler etwa. Historische Persönlichkeiten erwarten uns Anno-typisch nicht, allerdings würden wir uns nicht wundern, wenn man sich bei den Mitspielern an damalige Popstars wie Walther von der Vogelweide erinnert fühlte. Oder Erasmus von Rotterdam. Der Militärpart von Anno 1701 war - mit Ausnahme der bescheidenen Wegfindung - nicht übel. Doch Related Designs möchte den Bruch zwischen indirekter und direkter Einheitenkontrolle umgehen. Wir vermuten ein indirektes Kampfsystem wie bei Siedler 2 oder einen alternativen Kampfmodus wie Caesar 2.

Forschung spielte in den vergangenen Anno-Episoden eine zentrale Rolle. Mit Schulen und Universitäten generierten Sie Wissen, mit genügend Wissen - und Geld - erforschten Sie Gildenhäuser, Gegenspionage und Kavallerie. In dieser Form gibt es das nicht mehr, Genaueres verrät Related Designs nicht. Denkbar: Sie forschen in den klassischen Universitätsfakultäten (etwa Grammatik, Astronomie, Jurisprudenz) Fortschritte im jeweiligen Gebiet.

Piraten gehören zu Anno wie die Planke - daher rechnen wir stark mit ungemütlichem Besuch auf hoher See. Und historisch gesehen wurden auch die Karawanen zu Lande oft überfallen. Vielleicht hilft hier ja einer Ihrer Geheimbünde. Ob Sie einen solchen Gründen können, haben die Entwickler nicht preisgegeben, aber eine Variante der Logenhaus-Ärgereien in Aussicht gestellt.

Angekommen. Vieles ist noch nicht klar in der neuen Welt, vieles muss noch entdeckt werden. Doch die ersten Schritte an den neuen Ufern fühlen sich gut an. Viele fleißige Hände werden dafür sorgen, dass etwas ganz Großes entsteht. An Deck der Donna Maria ebenso wie bei Related Designs.
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Caveman · 1. Oktober 2008

Hier sind dann auch die Bilder:

Udjomage · 2. Oktober 2008

Der Vorgänger war schon Hammer, das sieht ja noch besser aus ! 8o

Caveman · 2. Oktober 2008

Geil, oder? Das neue Monument "der Kaiserdom" soll auch mehr Polygone haben, als ganze ausgebaute Städte bei 1701... Sehr heftig!

Udjomage · 2. Oktober 2008

Verdammt Geil ich freu mich schon übelst darauf ! :thumbsup:

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