Die Freistellen-Werkzeuge

Freistellen bedeutet, ein Motiv oder einen Teil eines Bildes von den ihn umgebenden Pixeln zu befreien. Das kann im einfachsten Fall bedeuten, eine rechteckige Auswahl um den freizustellen den Teil zu legen und diesen in eine eigene Ebene zu kopieren. Oft aber bedeutet es, recht knifflige Kanten herauszuarbeiten, deren Flächen wenig Kontrast zueinander haben. Hier sind die wichtigsten Werkzeuge dazu.

 

Bei Photosho pCS3 kommt zum bekannten Zauberstab ein neues Tool hinzu: das Schnellauswahlwerkzeug. Es ist an der selben Stelle in der Toolbar untergebracht wie der Zauberstab. Beide sind auf den ersten Blick symphatisch bei der Anwendung. kann man doch recht flott Bildteile auswählen, die sich in ihren Helligkeitswerten deutlich von der Umgebung unterscheiden - vorrausgesetzt, man hat einen adäquaten Toleranzwert oder eine nicht zu große Pinselspitze gewählt. Bei hohem Kontrast und scharfen Konturen funktionieren beide ganz gut. Dennoch sollte man diesen beideen Werkzeugen skeptisch gegenüberstehen, weil man nie genau weiß, welche Übergangspixel mit in die Auswahl einbezogen werden und welche nicht. Fazit: Beides sind Werkzeuge für die schnelle Auswahl, doch nicht besonders genau.


Video Tutorial (132 MB)

 

Schon besser, mit dem Zeichenstiftwerkzeug lässt sich etwas anfangen. Kein Werkzeug ist besser geeignet, um klare, technische Umrisse mit einem Pfad freizustellen. Auch Kurven, Ellipsen oder sphärische Formen sind schnell und sehr präzise mithilfe der Bézierkurven zu erfassen.

Außerdem benötigt ein Pfad, verglichen mit einem Alphakanal, praktisch keinerlei Speicherkapazität. Dafür kann man auch nicht direkt etwas mit ihm anfangen: Er muss erst in eine Auswahl umgewandelt werden, bevor er auf das Bild anwendbar ist. Dass sich viele Anwender dennoch scheuen, dieses Werkzeug zu benutzen, hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass man ein wenig Übung braucht, bis es genau das tut, was man von ihm erwartet. Lohnt sich aber, deswegen: Dranbleiben und üben!


Video Tutorial (147 MB)

 

Das Lasso tritt in drei Varianten auf: als normales Lasso, als Polygonlasso und als magnetisches Lasso. Alle drei sind in der Toolbar an derselben Stelle oben links untergebracht.

Das normale Lasso eignet sich kaum zum Freistellen oder Auswählen eines Bildteils, da sich weder exakte Geraden noch genaue Kurven damit ziehen lassen. Betrachte es als kleinen Helfer, dem man besser nicht zu viel zutraut.

Das Polygonlasso ist für kleinere Arbeiten schon eher brauchbar. Doch Vorsicht: Es lässt sich per Doppelklick schließen, und manchmal passiert es, dass die Punkte etwas zu flott hintereinander gesetzt werden, sodass sich das Ding einfach schließt und man von vorn beginen kann. Verwende dieses Werkzeug hauptsächlich dann, wenn nicht mehr als ein paar Klicks benötigt werden, um eine Fläche auszuwählen. Vorteil: Es lässt sich sehr intuitiv anwenden, da man die Verbindungslinie zwischen zwei Klicks bereits vor dem zweiten Klick sehen kann. Macht Spaß!

Das Magnetlasso: Eine gefährliche Angelegenheit. Bei klar voneinander getrennten Konturen kann man zügig damit arbeiten, doch wehe, man gerät an eine Stelle mit geringem Kontrast, da fängt das gute Stück an, ganz schön herumzueiern, findet keine Konturen mehr und fabriziert seine eigene Version einer Auswahl. Reparieren muss man den Schaden dann selbst - also sollte man sich das Objekt vorher gut anschauen, welches man freistellen will. Setze das Magnetlasso nur dort ein, wo ein starker Kontrast zwischen dem freizustellenden Objekt und seiner Umgebung gegeben ist.


Video Tutorial: Polygon Lassowerkzeug (154 MB)
Video Tutorial: Magnetisches Lassowerkzeug (77MB)

 

Eigentlich ist der Maskierungsmodus kein Werkzeug, sondern wie der Name schon sagt ein Modus. Gemeinsam mit dem Pinselwerkzeug kann man jedoch wunderbar abgestufte Masken auftragen, die dann auch je nach ihrer Intensität mehr oder weniger stark wirksam werden, wenn sie in eine Auswahl verwandelt worden sind. Es ist oft sehr zeitaufwendig, solche Masken zu bauen und sie dann in einem Alphakanal zu speichern, denn kein anderes Werkzeug erlaubt ein so feines Arbeiten mit unterschiedlicher Deckkraft wie die Kombination aus Werkzeugspitze und Maskierungsmodus. Wenn man vom Maskierungsmodus zurück in den Normalmodus gewechselt hat und der Monitor sich in ein Gewirr von ameisengleichen schwarz-weißen Linien verwandelt hat, soll man sich nicht verwirren lassen: Die Maske wirkt in ihrer Anwendung genau so, wie man sie angelegt hat, mit all ihren Abstufungen, und nicht nur innerhalb der von den schwarz-weißen Linien eingeschlossenen Flächen! Wenn einen diese Linien irritieren, kann man sie einfach durch die Tastenkombination Strg + H unsichtbar machen; sie wird dennoch wirksam bleiben. Aber man soll nicht vergessen, diese Auswahl auch wieder zu löschen.


Video Tutorial (97 MB)


Zeratul gab mir einen Link, auf welchem neben dem Maskierungsmodus selbst auch die Anwendung von Filtern auf den Modus kurz erklärt wird.

Maskierungsmodus
Karierter Notizzettel

 

Auch das Verlaufswerkzeug ist eigentlich kein klassisches Freistellungswerkzeug, da Verläufe eine Vielzahl von Anwendungen haben. Es eignet sich aber gut, wenn man eine Verlaufsmaske für den Himmel oder die Landscahft bauen möchte. Es steht also in direktem Zusammenhang mit dem Maskierungsmodus.


Video Tutorial

 

Ein wahrer Meister unter den Freistellwerkzeugen. Fast alles, was noch bis vor einigen Jahren als kaum oder nur mit sehr hohem Aufwand freizustellen war, schafft das Extrahierenwerkzeug mit fast intelligent zu nennender Präzision. Haare, Fell, feine Blattstrukturen, all diese Dinge können damit erledigt werden. Damit man jedoch nicht auf der Stelle in jubelnde Euphorie ausbricht, gibt es zwei Einschränkungen. Die erste kann man sich sicherlich bereits denken: Auch das Extrahierenwerkzeug arbeitet nur dann wirklich gut, wenn man sich für die Bearbeitung der freizustellenden Kontur viel Zeit nimmt, also mit entsprechend kleiner Pinselspitze arbeitet. Nichts für den schnellen Erfolg! Zweitens hinterlässt ein Arbeitsgang mit diesem Wunderding oft unschöne Konturen, die entweder zu scharf sind oder vom hauptmotiv abgetrennte Pixel hinterlassen. Dies ist jedoch nicht weiter schlimm, wenn man die Konturen auf diesen Aspekt hin prüft und mit dem Weichzeichnenwerkzeug und dem Radierer etwas nacharbeitet.


Video Tutorial

 

Ein paar Sätze noch zum weiteren Vorgehen, nachdem man eine Auswahl getroffen hat. Zwar braucht man in fast jedem Fall scharfe Bilder, um montagen zu erzeugen, wenn beispielsweise ein Auto auf eine Straße montiert wird, die vorher leer war. Dennoch sollte man die Kante jeder Auswahl, bevor man sie endgültig aus dem Ursprungsfoto heraustrennt, mit dem Dialog KANTE VERBESSERN optimieren. Denn jede Kontur in einem Digitalfoto besitzt Übergangspixel, also Pixel, deren Farbton und Helligkeitswert genau zwischen dem Farbton der beiden aneinandergrenzenden Flächen sind. Durch eine weiche Auswahlkante erzeugt man diese Pixel, sodass sich der ausgeschnittene Bildteil wesentlich besser in seine neue Umgebung fügt als bei gestochen scharfen, aber unnatürlichen Konturen.